Bestandsbuch Tiermedizin

Bestandsbuch Tiermedizin

BBT #13 - Video-Marketing

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Einleitung:

Immer mehr Menschen konsumieren Videos, auch die Algorithmen der Plattformen geben Videos eine größere Reichweite. Wie können wir also Video-Marketing für unsere eigene Praxis einsetzen?

Ziel der Folge: den oft „einschüchternden“ Bereich des Video-Marketings runterbrechen und clevere Tipps geben, mit denen auch Tierärztliche Praxen und Kliniken in Zukunft ihr eigenes Video-Marketing betreiben können.

Dafür haben wir uns Unterstützung in Persona von Bashkim Sefedini von der Firma entermedia GmbH aus Heidelberg geholt. Zu Beginn werden wird Bashkim („Bashi“) sich und entermedial vorstellen. Anschließend gehen wir ans Eingemachte in Sachen Videomarketing und versuchen Euch einen guten Überblick zu geben. Hier die Fragen und Antworten von Bashi.

Interview

Wie hat sich der Bereich Video Marketing aus deiner Sicht in den letzten Jahren entwickelt und verändert?

Videomarketing hat sich gemeinsam mit dem Aufstieg von Socia-Media Plattformen entwickelt. Video-Werbeanzeigen haben die höchste Klickrate von allen digitalen Anzeigeformaten. Kunden schauen sich 4-mal lieber ein Video zu einem Produkt an, als einen Text zu lesen. Auffällig ist, dass die Werbekampagnen immer provokanter und auch emotionaler werden. Siehe die Kampagne #heimkommen von EDEKA - es gibt mehr Narratives Storytelling. Teilweise sogar provozierte Shitstorms. Positiv zu erwähnen: Unternehmen machen mehr Webserien & Videoreihen. Vlogs etc. Aber dennoch, die meisten Unternehmen haben noch nichts mit Videomarketing am Hut. Viele Werbeagenturen in DE haben Videoproduktion nicht auf dem Schirm. Kaum eine, hat ein eigenes Videoteam oder eine Videoproduktionsfirma als Kooperationspartner. Da ist noch viel Nachholbedarf.

Was muss ein gutes Video deiner Meinung nach mitbringen?

Inhalt: Es muss dem Zweckgebunden sein. Es muss das enthalten, was der Titel oder Beschreibung verspricht. Hohe Absprungrate liegt meist an einer falschen Erwartung. Clickbaiting – Lohn sich nur für die Presse. Besser wenige und richtige Views als viele unrelated Views. Kein Video um des Videos Willen. Es sollte technisch einwandfrei sein. D.h. ordentliches scharfes Bild, Grafikeinblendungen und Animationen nur wenn sie der Informationsvermittlung dienen. Insgesamt sollte es ein stimmiges und leicht verdauliches Informationshäppchen sein.

Jetzt sprechen wir eine spezielle Zielgruppe an. Viel Arbeit, wenig Zeit und oft gerade neu im Bereich Marketing. Grundsätzlich: wie können Tierärzte in den Bereich Video Marketing starten?

Ich würde jeden raten, ganz am Anfang bei der Unternehmensgründung und bei der Erstellung der Corporate Identitiy und der Styleguides, Video-Marketing mit einzubeziehen. Das haben nämlich ganz wenige Unternehmen. Frage stellen, welchen Mehrwert kann ich meinen Kunden und Potenzielle Kunden anbieten? Was sind die Fragestellungen und Probleme, die immer wieder kehren? Bei Bedarf, Rhetorik Coach beauftragen. Üben in einer Kameralinse rein zu reden, das ist leider viel schwerer als man denkt.

Was wird an Ausrüstung benötigt? (Teure Kamera vs. Smartphone, Tripod, Gimbell?) Projektvorlagen für meine Serie am Rechner anlegen, sodass ich nur noch copy/pasten muss, um nicht jedes Mal alles anlegen und importieren muss - bewegte Grafiken (Intro/Outro/Einblendungen usw.). Einstellungsprofile bei der Kamera anlegen. Je mehr voreingestellt, desto schneller kann man auch auf aktuelle Ereignisse reagieren.

Technik:

  • Einfaches Stativ (schon ab 50€)!
  • Ob Video oder DSLR Kamera, spielt keine große Rolle. Full-HD sollte jede können.
  • Ein gutes Ansteckmikro. Sennheiser oder Rode bieten gute Lösungen dafür. Bei den Mikros sollte nicht gespart werden.
  • Je teurer die Technik, desto schwerer ist die Bedienung.

TIPP: Alles was über ein einfaches Youtube / Statement vor der Kamera Video hinaus geht, würde ich als Laie nicht selbst machen. Ich würde tatsächlich niemanden raten einen Werbefilm oder Produktfilm selbst zu produzieren. Das erforderliche technische Knowhow wird oft unterschätzt und ist oft nach hinten losgegangen. Mache haben sogar einen ungewollten viralen Hit gelandet ;).

Welche Tipps hast du für jemanden, der noch nie ein Video gedreht hat? Worauf sollte in jedem Fall geachtet werden? (Licht, Hoch- vs. Querformat, …)

  • Wie bei den meisten Publikationen = Einleitung – Hauptteil – Schlussteil
  • Einleitung: Worum geht’s? Gut ist, wenn man mit einer Fragestellung oder Problemdarstellung beginnen. Stellt euch als Person vor und nicht als Firma. Man baut keine Beziehung zu einer Firma auf, sondern zu Menschen. Sprich den einzelnen Zuschauer an, nicht DIE Zuschauer.
  • Hauptteil: Hauptcontent und Auflösung. Komm aber zum Punkt. Nicht zu lange drum herum quatschen.
  • Ende: Ein Fazit ziehen und Anregungen oder Feedback der Zuschauer anfordern.
  • Testet euch einfach selbst bevor ihr ein Video hochlädt. Schauts euch an fragt euch ob ihr es selbst freiwillig bis zum Ende anschauen würdet.

Technik:

  • Hochformat nur für die Story-Funktion der Plattformen, sonst sehe ich keinen Grund. Längere Videos schaut man sich lieber im Querformat an.
  • Kämpfe nicht gegen das Licht der Sonne, nutze Sie aber nicht gegen
  • Du sollst keine Achsensprünge (bsp. Fussball Spiel) machen. Verwirrt durch den Perspektivenwechsel.
  • Nichts macht das Video schlechter als schwer verständlicher Ton. Soll nicht hallen, soll laut genug sein.
  • 12db war/ist TV-Norm und Gesetz bei den Sendern. Im Netz hält sich keiner daran und die meisten pegeln auf 0db. Sonst ist man auffallend leiser als die durchschnittlichen Videos.
  • Animationen und Effekte nur wenn sie bei der Informationsvermittlung helfen. Ansonsten ist es eine sehr zeitintensive Spielerei welche sich sogar als hinderlich bei der Informationsvermittlung darstellen könnte.

Heißer Tipp: Exportiert in einer hohen Qualität. Stellt die Bitrate (min. 20Mbit/sec) auf CBS, das geht bei den meisten Schnittprogrammen. Die jeweiligen Plattformen, konvertieren es eh auf Ihre eigene Codec Standards bevor es veröffentlicht wird.

Müssen Videos bearbeitet werden?

Bearbeitung ist Pflicht! Unnötige lange Pausen wegschneiden. Mach es dem Zuschauer bequem. Ich empfinde oft Videos als unnötig zeitraubend. Wenn es kein Livestream ist, gibt es keinen Grund ein Video unbearbeitet hochzuladen. Authentizität ist enorm wichtig. Authentisch bedeutet nicht = schlecht. Ist das Bild schlecht - ist der Ton kaum verständlich ist es nicht authentisch. Ich finde es gibt heutzutage keinen Grund für ein technisch schlechtes Video.

Für alle die Videos doch bearbeiten möchten: hast du Tipps, was die Verwendung von Software betrifft? Gibt es gute, vielleicht sogar kostenlose Software, für Anfänger? Ich kann keine kostenlose Software guten Gewissens empfehlen. Wenn ihr euch für Videomarketing entschieden habt und es ernsthaft betreiben wollt, dann besorgt euch die dafür geeignete Tools. Ich kann zwar ein Werbeplakat oder Werbeanzeige auch mit Paint gestalten - dauert aber sehr lange und schön wird’s auch nicht vermutlich. Bei Videoproduktion ist es nicht anders. Ob Avid, Final Cut, oder Premiere von Adobe - „Adobe Cloud 60€ im Monat, mit allen Programmen von Adobe, oder nur Premiere 24€.

Gib uns 3-5 Tipps / Content-Formate, die eine Praxis deiner Meinung nach einsetzen könnte / sollte!

  1. Evergreens, ewig richtige Videos, Best Practices, Tierpflege
  2. E-Mail / Social-Media Fragen sammeln und in einem Video beantworten.
  3. Wenn man eigene Produkte verkauft - Erklärvideos oder Service-Videos - Rückgang von Serviceanfragen
  4. Aktuelle Rechtliche Fragestellungen (Steuer, Tier anmelden. Kaufen/Verkaufen von Tieren. Etc.)

Ansonsten ist es immer schön, ein Imagefilm auf der Website sehen zu können. Das verschafft vertrauen und ein besseres Gefühl für jeden, der noch unsicher ist.

Wo siehst du die Zukunft des Video-Marketings? Wird sich das Verhalten der Nutzer weiter verändern?

Technische Normen gibt es in dem Sinne nicht mehr wie früher beim Fernsehen. PAL / SECAM / NTSC. Für YouTube & Co. spielen die Formate keine Rolle. Interessant ist, dass technische Normen und Standards immer mehr die einzelnen Plattformen bestimmen. Es geschieht sehr viel zurzeit. Eine Vorhersage ist unmöglich. Augmented Reality (AR) wird in naher Zukunft eine wesentlich größere Rolle spielen als das gegenwärtig der Fall ist. Entsprechend wird es viele Marketingmöglichkeiten geben. Es wird aktuell sehr viel in die Richtung geforscht und entwickelt.

Video-Marketing wird eine größere Rolle spielen. Die Fakten sprechen für sich.

  • Videos in den sozialen Netzwerken werden 12x häufiger geteilt als Texte und Fotos zusammen.
  • Im Schnitt verbringt ein Internetnutzer 88% mehr Zeit auf einer Webseite mit Video als auf einer ohne.
  • Mit Video ist es 85% wahrscheinlicher, dass ein Websitebesucher zum Kunden wird.

Das Potenzial von Videomarketing und Videokommunikation ist wirklich enorm und es könnte sich für viele als Wettbewerbsvorteil erweisen wie sie jetzt damit beginnen.

Links & Quellen:

https://www.entermedia.de/


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Über diesen Podcast

Oftmals sind es die völlig unerwarteten Kombinationen, die den Menschen in ihrem Leben richtig Freude bereiten. So wären da bspw. „Erdnussbutter + Marmelade“ zum Frühstück, „Hund + Katze“ als Haustiere und natürlich auch „Tierarztpraxen + Online Marketing“.

Zugegeben: letzteres haben die wenigsten in der Rangliste erwartet. Trotzdem geben wir der ganzen Sache eine Chance und versuchen den beiden Bereichen, über unseren Podcast, einen gemeinsamen Kontext zu geben!

Wie auch in der täglichen Praxis, soll das „Bestandsbuch“ als eine Art Leitfaden dienen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen – nur eben für den Bereich Online Marketing. Und das zu Recht! Mit seinen vielen Facetten stellt der Bereich Online Marketing für viele Tierärzte in Deutschland, auch im Jahr 2019, immer noch ein Buch mit sieben Siegeln dar.

Fakt ist aber: das Kauf- und Suchverhalten der eigenen Kunden hat sich über die letzten Jahre nachhaltig verändert!

Heutzutage beginnt die Suche nämlich nicht in den Gelben Seiten, sondern zunehmend im Internet. Wer mit seiner Praxis gefunden werden möchte, der muss heute auch verstehen wie „Dr. Google“ und die allseits bekannten Social Media Kanäle „Facebook“, „Instagram“ und wie sie alle heißen operieren.

Häppchenweise werden wir diese Themengebiete in unserem Podcast abarbeiten und den Zuhörern dabei hoffentlich einen objektiven Blick aus beiden Welten geben können – sowohl die „Veterinäre“, als auch die „Online Marketing Fraktion“ ist in diesem Podcast nämlich in Form von Marc und Richard vertreten.

Wir freuen uns auf spannende Folgen, einen intensiven Austausch mit der Community und hoffen natürlich, dass die große Welt des Online-Marketings von Folge zu Folge ein wenig verständlicher wird.

In diesem Sinne: Lasst es uns gemeinsam angehen!

von und mit Richard Dihen & Marc Dilly

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